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Warschauer Modernismus unter Schutz – Sienna 55 und 55a in das Denkmalregister eingetragen

Das Werk des Architektenduos Jerzy Gelbard und Roman Sigalin aus der Vorkriegszeit ist eines der markantesten Zeugnisse der Warschauer Moderne. Die Werke dieses Duos haben den Zweiten Weltkrieg weitgehend überstanden und gelten heute als wichtiges Zeugnis des architektonischen Erbes der Vorkriegszeit in der Hauptstadt. Zu den Objekten, denen sie ihr handwerkliches Können und ihren Stil verliehen haben, gehört der Gebäudekomplex Sienna 55 und 55a, der aus einem Vorderhaus und einem Nebengebäude besteht. Diese Gebäude wurden soeben in die Denkmalliste eingetragen.

Sienna 55 und 55a – Architektur

Das Mietshaus an den Adressen Sienna 55 und 55a wurde zwischen 1937 und 1938 als Teil der westlichen Fassade der Sienna-Straße erbaut, die zu dieser Zeit modernisiert wurde. Das Gebäude repräsentiert den in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre populären funktionalistischen Trend und zählt zu den luxuriösen Wohngebäuden der Hauptstadt. Das Gebäude ist ein Beispiel für ein modernes Mietshaus, das für wohlhabendere Mieter mit eigenen Bediensteten konzipiert wurde, was durch die doppelten Eingangstüren zu ausgewählten Wohnungen belegt wird. Die Innenräume des Mietshauses wurden auf höchstem Niveau ausgestattet, mit Mosaikfliesenböden, eleganten Terrazzotreppen oder Holztischlerei in modischem Design. Zur gleichen Zeit wurden in der Nachbarschaft weitere moderne Gebäude von Jerzy Gelbard und Roman Sigalin errichtet. Die nahe gelegenen Mietshäuser in der Sienna Street 43, 43a, 57 und 57a werden diesen Architekten zugeschrieben.

Geschichte und architektonische Gestaltung

Das Gelände, auf dem das Mietshaus errichtet wurde, war von dem größeren Grundstück Nr. 5877 abgetrennt und befand sich in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre im Besitz mehrerer Privatpersonen. Im Jahr 1937 wurden schließlich Stanislaw Borowik und sein Sohn sowie Henryk Isers Eigentümer des Grundstücks. Mitte 1937 wurde mit dem Bau der Luxusimmobilie begonnen. Das Mietshaus weist Merkmale eines der „typischen“ Entwürfe von Jerzy Gelbard und Roman Sigalin auf: eine Variante mit prismatischen Erkern, so dass die Urheberschaft der Vorderfront Jerzy Gelbard zugeschrieben wird. Dies ist sowohl auf eine Analyse des Stils als auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass er an der Gestaltung des Nachbargebäudes in der Siena-Straße 57 beteiligt war. Der architektonische Gesamtentwurf wurde jedoch von Ingenieur Marcin Weinfeld erstellt, und die Ingenieure Salomon Pianko und Grzegorz Lewina waren für die Errichtung des Gebäudes verantwortlich. Die Bauarbeiten wurden in zwei Etappen durchgeführt – zunächst wurde das Vorderhaus errichtet, dann das Nebengebäude.

Sienna 55
Foto von Mateusz Markowski/whiteMAD

Das Schicksal des Mietshauses während des Krieges und des Aufstandes

Trotz der Bombardierung der Sienna Street im September 1939 wurden die Gebäude Nummer 55 und 55a nicht ernsthaft beschädigt. Während der Okkupation wurden sie in das Warschauer Ghetto eingegliedert – ein Andenken an diese schrecklichen Ereignisse ist die Mauer zwischen den Häusern Sienna 53 und 55, die bis heute erhalten geblieben ist. 1941, während der ersten Vertreibungswelle der jüdischen Bevölkerung, wurde die ungerade Straßenseite von den Grenzen des geschlossenen Bezirks ausgenommen, und die Bewohner wurden zwangsweise umgesiedelt. Drei Jahre später, während des Warschauer Aufstands im Jahr 1944, wurden die Gebäude als Quartier für die Heeresgruppe „Chrobry II“ genutzt. Die Gebäude waren erneut bedroht, aber auch dieses Mal überlebten sie ohne größere Schäden. Lediglich das Dach des Vorderhauses, die Türverkleidung des Nebengebäudes und die Garage wurden beschädigt.

Sienna 55 und 55a: städtebauliche Veränderungen und Renovierungen der Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde die Sienna-Straße im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Marchlewskiego-Straße (heute Jana-Pawła-II-Allee) und dem Bau des Kultur- und Wissenschaftspalastes verkürzt und in zwei Abschnitte unterteilt, wodurch sich ihr früherer Verlauf und ihr Aussehen erheblich veränderten. Die modernistischen Stadthäuser auf der Seite mit den ungeraden Nummern blieben jedoch erhalten. In den 1940er und 1950er Jahren wurden sie repariert, wobei die Steinverkleidung im Erdgeschoss der Fassade entfernt und die dekorativen Elemente der Balkone entfernt wurden. Auch das ursprüngliche Eingangstor ist im Laufe der Jahre verschwunden. Im Jahr 2013 wurde die vordere Fassade des Gebäudes so originalgetreu wie möglich wiederhergestellt. Sie wurde mit hellem Putz überzogen, und die für die Entwürfe von Gelbard und Sigalin charakteristischen Details wurden beibehalten: Friese unter den Fenstern und unter den Ecken, die aus vertikalen Halbschienen und Steinbändern bestehen. Da der ursprüngliche Eingang nicht mehr erhalten ist, gab die Wohnungsbaugesellschaft neue dekorative Tore in Auftrag. Die aus Metall und Glas gefertigten Flügel mit ausdrucksstarken Details wurden nach dem Vorbild des Tors des Mietshauses in der Narbutta Street 22 gestaltet.

Quelle: Beauftragter für Denkmalschutz der Woiwodschaft Masowien

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