Lubin dziś. Fot. UM Lubin

Wiederbelebung des Zentrums von Lubin. Die Stadt restauriert ihre Altstadt

Der Zweite Weltkrieg hat das historische Gefüge vieler europäischer Städte, auch in Polen, stark in Mitleidenschaft gezogen. Die alten Stadtviertel und Marktplätze, die jahrhundertelang die Zentren des gesellschaftlichen Lebens gewesen waren, wurden vielerorts ausgelöscht. Nach dem Krieg entschied man sich häufig für den Bau moderner Wohnungen in Form von Großtafelblöcken, anstatt die historischen Viertel wieder aufzubauen. Solche Lösungen sorgten zwar schnell für den nötigen Wohnraum, zerstörten aber gleichzeitig den einzigartigen Charakter der alten Viertel. Die derzeitige Wiederbelebung des Zentrums von Lubin zielt darauf ab, die negativen Veränderungen, von denen auch diese niederschlesische Stadt betroffen ist, rückgängig zu machen.

Lubin und seine Gebäude aus der Vorkriegszeit

Die Wurzeln von Lubin (deutsch: Lüben) reichen bis ins Mittelalter zurück. Ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich Lubin zu einem städtischen Zentrum, das von einer Stadtmauer umgeben war. Das Zentrum wurde vom Rathaus beherrscht, und rund um den Marktplatz und in den Altstadtstraßen standen Bürgerhäuser in verschiedenen Stilrichtungen. Der Głogowska-Turm und die Kirche Unserer Lieben Frau von Tschenstochau, die seit dem 15. Jahrhundert mehrfach umgebaut und erweitert wurde, waren ebenfalls charakteristische Elemente der Stadt. In der Zwischenkriegszeit entwickelte sich Lubin weiter, und im Zentrum der Stadt entstanden kompakte Mietshäuser mit historisierenden Fassaden. Postkarten und Fotografien aus der Zeit vor 1945 zeigen Lubin als eine Stadt mit vielfältigen, reich verzierten Fassaden, die ein harmonisches Gefüge bilden.

Lubin in den 1930er Jahren. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg

Kriegsbedingte Zerstörung von Lubin

Lubin wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt. Die Kämpfe um die Stadt begannen am 27. Januar 1945, und am 7. Februar übernahmen sowjetische Truppen schließlich die Kontrolle über die Stadt. Die Auswirkungen der Kämpfe waren katastrophal. Man schätzt, dass etwa 40 Prozent der Gebäude vollständig zerstört und weitere 40 Prozent beschädigt wurden. Die Zerstörung wurde auch durch das Vorgehen der sowjetischen Besatzungstruppen verschlimmert, die Anlagen demontierten und entfernten, und einige Gebäude wurden absichtlich in Brand gesetzt. Nach dem Krieg überlebte nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, deren Zahl von über 11.000 auf einige Hundert sank.

Das Ausmaß der Zerstörung von Lubin und die geretteten Denkmäler

Schätzungen aus der Nachkriegszeit zufolge waren bis zu 85 % der Stadt, darunter etwa 500 Gebäude, zerstört worden. Die wichtigsten Gebäude des ehemaligen Zentrums blieben jedoch erhalten: das Rathaus, das zwar beschädigt, aber in den 1950er Jahren wieder aufgebaut wurde, die Kirche Unserer Lieben Frau von Tschenstochau, der Głogowska-Turm und Fragmente der Verteidigungsmauern. Von den alten Gebäuden ist auch die Schlosskapelle erhalten, die nach ihrem Brand 1945 viele Jahre lang eine Ruine blieb, bis sie in den 1970er Jahren wieder aufgebaut wurde. Diese einzelnen Gebäude bildeten die Grundlage für die anschließende Wiederbelebung.

Stadtplatz von Lubin mit Rathaus, Anfang der 1930er Jahre und heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Google Maps

Umgestaltung des Lubiner Zentrums in der Nachkriegszeit

In den 1960er Jahren beschlossen die kommunistischen Behörden, die noch erhaltenen Mietshäuser auf dem Marktplatz vollständig abzureißen und durch Wohnblocks zu ersetzen. Dadurch verlor das Stadtzentrum seinen historischen Charakter. Lubin wurde aufgrund seiner Nähe zum Kupfergürtel in eine Industriestadt umgewandelt, die den Arbeitern des Kupferbergbau- und -hüttenkombinats als Wohnsitz diente. Großflächige Wohnblocks dominierten den lokalen Raum, und der Marktplatz erfüllte nicht mehr seine frühere repräsentative und kommerzielle Rolle.

Revitalisierung des Zentrums von Lubin

Seit mehr als einem Jahrzehnt gibt es in der Stadt Bemühungen, dem Marktplatz von Lubin sein historisches Aussehen und seine Bedeutung zurückzugeben. Im Jahr 2018 wurde ein neuer Marktplatz geschaffen, durch den die historische Altstadttrasse geführt wurde. Auf seiner Oberfläche wurden die Umrisse der ehemaligen Bürgerhäuser markiert und Tafeln angebracht, die über die Handwerker informieren, die dort ihre Werkstätten betrieben. Ein Modell des Vorkriegszentrums wurde neben dem Rathaus aufgestellt. Gleichzeitig entstehen neue Stadthäuser mit architektonischen Merkmalen, die an die Vergangenheit erinnern, wie das Gebäude in der Rynek-Straße 12 oder die Gebäude, die in der Nähe der Maja-Straße 1 errichtet werden.

Lubin im Jahr 1935 und 2024. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Google Earth

Abriss von Wohnblöcken auf dem Marktplatz von Lubin

Ein Schlüsselelement der derzeitigen Revitalisierungsbemühungen ist der geplante Abriss von vier Wohnblocks, die zwischen dem Marktplatz und der Kirche Unserer Lieben Frau von Tschenstochau stehen. Diese Gebäude verdecken nicht nur wertvolle Denkmäler, sondern befinden sich auch in einem schlechten technischen Zustand und entsprechen nicht den modernen Versorgungsstandards. In den Gebäuden befinden sich insgesamt 60 Wohnungen. Den Bewohnern wurde eine finanzielle Entschädigung angeboten, und einige von ihnen haben dieses Angebot bereits angenommen. Die Behörden betonen, dass es sich nicht um eine Rückkehr in die Vergangenheit handelt, sondern um die konsequente Umsetzung eines Plans zur Wiederherstellung eines attraktiven und harmonischen Raums.

Revitalisierung des Stadtzentrums von Lubin und weitere Pläne

Die Stadt entfernt sich vom Image der industriellen Schlafstadt von KGHM und strebt danach, ihre eigene Identität wiederzuerlangen. Dank der Revitalisierung hat der Marktplatz die Chance, wieder zum Aushängeschild von Lubin zu werden, ein Ort, der historisches Erbe mit modernen Funktionen verbindet. Dieser Prozess ist jedoch langwierig und anspruchsvoll, aber wenn er konsequent durchgeführt wird, besteht die Hoffnung, dass das Herz der Stadt seinen früheren Glanz zurückgewinnt, den es zunächst durch die Kriegsanstrengungen und dann durch die Entscheidungen der Stadtplaner der 1960er Jahre verloren hat.

Quelle: Rathaus von Lubin

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Ein Fragment des Marktplatzes von Lubin mit der Kirche Unserer Lieben Frau von Tschenstochau in den 1920er und 1970er Jahren Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Polona

Überlebende Mietshäuser auf dem Marktplatz von Lubin in den 1960er Jahren und derselbe Platz heute. Foto: mamik/photopolska.eu und Google Maps