Wir haben es geschafft! Polen erhält prestigeträchtige Auszeichnung auf der Londoner Design-Biennale 2025

Auf der diesjährigen Londoner Design-Biennale wurde der polnische Pavillon mit einer der höchsten Auszeichnungen der Veranstaltung geehrt. Die Installation mit dem Titel „Record of Waiting“ erhielt den Preis für die inspirierendste Interpretation des Themas der fünften Ausgabe der Biennale – „Surface Reflections“. Die Jury würdigte das Projekt für seine eingehende Auseinandersetzung mit dem Thema Zeit und der Erfahrung des Wartens. Die Ausstellung ist bis zum 29. Juni 2025 zu besichtigen. Ihre Autoren sind Jakub Gawkowski, Monika Rosińska und Maciej Siuda.

die „Aufzeichnung des Wartens“ als eine Form der sozialen und ästhetischen Reflexion

Das Konzept des polnischen Teams für die Ausstellung besteht darin, die abstrakte Erfahrung des Vergehens der Zeit zu materialisieren. Die hölzerne, fast spitzenverzierte Installation greift auf die Tradition der Holzschnitzerei im Hochland zurück. Das Ornament wird hier zum inhaltlichen Träger und ermöglicht es, das Warten als offensichtliche Form der Untätigkeit, aber auch als Instrument der Kontrolle, der sozialen Spannung oder als Quelle der Hoffnung zu zeigen. Die Ausstellung versucht, das Warten als persönliches und zugleich politisches Phänomen zu erfassen. Das Künstlerteam präsentiert zwei parallele Perspektiven auf die Erfahrung des Wartens. Die erste wird in Form von Zahlen und Statistiken festgehalten, die das Ausmaß des Phänomens zeigen – von Warteschlangen für Dokumente über systembedingte Verzögerungen bis hin zu Verwaltungsprozessen, die sich über Monate hinziehen. Der zweite ist die Perspektive des Einzelnen, dessen Erfahrung von Emotionen und persönlichen Spannungen geprägt ist. „Wir alle warten, aber das Warten ist nicht immer eine Wahl“ – sagen die Kuratoren. Sie betonen außerdem, dass es die institutionellen und wirtschaftlichen Bedingungen sind, die bestimmen, wer wie lange warten muss.

Ein Raum der Skulptur, der Daten und des Erfolgs

Die Installation „Record of Waiting“ besteht aus 12 in Holz geschnitzten Szenen, die bestimmte Situationen aus dem Alltag der polnischen Bevölkerung darstellen. Sie zeigen unter anderem Stunden im Stau, das Warten auf Regen in einer Dürreperiode, das Abzahlen einer Hypothek über viele Jahre oder das Warten auf einen Termin beim Psychiater im öffentlichen Gesundheitsdienst. Die einzigartigen Skulpturen wurden von erfahrenen Holzschnitzern und Schülern der Kunst- und Berufsschulen von Zakopane angefertigt. Jedes Detail des Ornaments symbolisiert die Dauer und Intensität einer bestimmten Art des Wartens. Die diesjährige Auszeichnung ist ein weiterer Erfolg für das Adam-Mickiewicz-Institut auf der Londoner Biennale. Vor zwei Jahren wurde das Projekt „The Poetics of Necessity“ mit dem Hauptpreis der Veranstaltung ausgezeichnet.

„Wir freuen uns, dass ausgerechnet ‚The Record of Waiting‘ die Aufmerksamkeit der internationalen Jury auf sich gezogen hat. Die Künstler zeigen, dass das, was wir tagtäglich als Zeitverschwendung betrachten – das Warten – ein Raum für wichtige Überlegungen sein kann. Darüber hinaus betonen sie die Rolle einer eingehenden Recherche als Instrument, um über soziale Realitäten zu berichten – über Ungleichheiten, Frustrationen und Emotionen, die das Leben in der heutigen Welt begleiten, am Beispiel Polens.“

„Rekord des Wartens“ – eine Geschichte über Zeit und Ungleichheit

Die Ausstellung beruft sich auf polnische Volkstraditionen und ergänzt sie mit zeitgenössischen Daten. An den Wänden des Pavillons finden sich unter anderem Zusammenfassungen der Zeit, die für die Herstellung einzelner Holzschnitzmuster benötigt wird, sowie statistische Angaben zum Warten in verschiedenen sozialen Gruppen. Dies ermöglicht es dem Betrachter, Zeit nicht nur als etwas Abstraktes, sondern auch als ein messbares, materielles Element der Realität zu betrachten. Die Tradition der Holzschnitzerei, die die Macher des Projekts inspiriert hat, stammt aus der Hirtenkultur der Region Podhale. Die Handwerker dort haben die Schnitzmuster und -techniken über Generationen hinweg weitergegeben. Heute jedoch bringen sie ihr Handwerk in zeitgenössische Diskussionen über soziale Strukturen und die Rolle des Designs ein. Die Arbeiten von Künstlern wie Józef und Anna Bukowski oder Wojciech Bachleda-Dorcarz lassen historische Techniken auf einzigartige Weise mit aktuellen gesellschaftlichen Themen kollidieren.

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Arbeit an „Record of Waiting“. Foto von Kuba Celej / IAM

Polen auf der Biennale

Das Adam-Mickiewicz-Institut präsentiert und fördert seit Jahren polnische Projekte in London. Im Jahr 2023 gewann die polnische Ausstellung den ersten Preis für ein Projekt, das der Solidarität und Unterstützung während des Krieges in der Ukraine gewidmet war. Zwei Jahre zuvor wurde die Installation „House Clothed“ präsentiert, die auch außerhalb des Vereinigten Königreichs Bekanntheit erlangte. Der diesjährige Erfolg von „Record of Waiting“ bestätigt die Kontinuität und Wirksamkeit der polnischen Präsenz in der Arena des internationalen Designs.

Über die Londoner Design-Biennale

Die Londoner Design-Biennale ist eine der wichtigsten Veranstaltungen auf der Landkarte des internationalen Designs. Sie findet alle zwei Jahre im Somerset House in London statt und bringt Vertreter aus der ganzen Welt zusammen, um innovative Projekte zu präsentieren, die sich mit aktuellen sozialen, kulturellen und politischen Themen befassen. Kultureinrichtungen, Designstudios und Künstler aus mehr als 40 Ländern und Regionen nehmen an der Biennale teil. Die Preise werden von einer internationalen Jury aus Experten für Design, Architektur und zeitgenössische Kunst vergeben.

Quelle: Londoner Design-Biennale, Adam-Mickiewicz-Institut

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