Wow! Das Gebäude in der Żelazna 64 in Warschau ist wieder einmal eine Augenweide

Im Herzen des Warschauer Stadtteils Wola liegt eines der charakteristischsten und zugleich längst vergessenen Denkmäler der Hauptstadt. Die Rede ist von dem Mietshaus von Anna Koźmińska. Heute, nach jahrzehntelanger Vernachlässigung, ist das prächtige Gebäude in der Żelazna 64 wieder eine Augenweide. Die erste Phase einer gründlichen Renovierung dieses einzigartigen Gebäudes wurde gerade abgeschlossen.

Das Gerüst ist nun von der Fassade verschwunden, und die Fassade kommt von unten zum Vorschein und sieht aus wie vor Jahren: erfrischt, harmonisch, mit reichen architektonischen Details und Balkonen, rekonstruiert auf der Grundlage von Archivfotos und erhaltenen Originalfragmenten. Das Gebäude ist nicht mehr nur ein Zeuge des vergangenen Glanzes. Es wird nun zu einem der helleren Flecken auf der Landkarte der Stadterneuerung.

Ein Mietshaus mit Geschichte

Das Anna-Koźmińska-Mietshaus wurde von Józef Napoleon Czerwiński entworfen und ab Ende des 19. Jahrhunderts schrittweise gebaut. Jahrhunderts in mehreren Etappen gebaut und 1912 fertiggestellt. In der Zwischenkriegszeit beherbergte das Gebäude das Kino „Świt“, das mit der Zeit den neuen Namen „Acron“ annahm. Das majestätische Gebäude war ein Beispiel für großstädtische, reich verzierte Architektur mit rustikalen Fassaden, dekorativen Gesimsen und schmiedeeisernen Balkonbrüstungen.

Das Gebäude ist nicht nur ein wertvolles Beispiel des Warschauer Jugendstils. Es ist auch ein Zeuge dramatischer Ereignisse in der Geschichte der Stadt, wie die Schüsse an der Fassade zeigen, die bei der Renovierung entfernt wurden. Im November 1940 wurde das Gebäude in das von den deutschen Besatzungsbehörden geschaffene Ghetto integriert. In dem ehemaligen Kino wurde eine Unterkunft für Juden eingerichtet, die aus anderen Städten nach Warschau deportiert wurden. Infolge der großen Deportationsaktion im August 1942, die unter anderem zur Auflösung des so genannten „kleinen Ghettos“ führte, befand sich das Gebäude wieder auf der „arischen“ Seite der Stadt. Während des Warschauer Aufstands wurde das Gebäude bei den Kämpfen in der Gegend beschädigt. Damals verlor es unter anderem seine Ecktürmchen und den größten Teil seiner markanten Verzierungen. Im Jahr 2019 wurde das Gebäude in das Register der historischen Denkmäler eingetragen.

Zelazna 64 vor der Renovierung. Foto von Adrian Grycuk, CC BY-SA 3.0 PL, via Wikimedia Commons

Żelazna 64

Żelazna 64 – Renovierung nach Jahren

Erst in den letzten Jahren gab es eine echte Chance, dem Mietshaus seinen früheren Charakter zurückzugeben. Die Renovierungsarbeiten begannen im Herbst 2023, und die erste Phase wurde gerade abgeschlossen. Sie umfassten die Thermomodernisierung, die umfassende Renovierung der Fassade, die Restaurierung der Balkone sowie die Behandlung weniger sichtbarer, aber ebenso wichtiger Elemente: die Isolierung der Fundamente und die Zimmerarbeiten im Keller. Alle Arbeiten wurden unter der Aufsicht des Amtes des Hauptdenkmalpflegers durchgeführt. Derzeit befinden sich in dem Gebäude 57 Wohn- und 10 Geschäftsräume, darunter eine der ältesten Konditoreien in Wola, die bereits seit mehreren Jahrzehnten ununterbrochen in Betrieb ist.

Restaurierung der Details eines zerstörten Denkmals

Eine der anspruchsvollsten Aufgaben war die Renovierung der Fassade. Nicht nur ihre Struktur wurde wiederhergestellt, sondern auch die verlorenen architektonischen Details. Der Verputz der Süd- und Westfassade, der fast vollständig zerstört war, wurde sorgfältig restauriert. Im Dachgeschoss wurde eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der Handwerker auf der Grundlage von Originalfragmenten und Archivfotos Kopien von dekorativen Elementen wie Knöpfen, Gesimsen und Rustizierungen anfertigten. Alle Elemente wurden dann mit traditionellen Maurertechniken an der Fassade angebracht.

photo by Krzysztof Strzałkowski

Żelazna 64: eine Investition mit Flair

Die bisherigen Arbeiten haben fast 11 Mio. PLN gekostet, aber das ist nur die erste Etappe eines größeren Vorhabens. Die Bezirksverwaltung hat bereits weitere 13 Mio. für die Fortsetzung der Renovierung eingeplant, die eine Reihe größerer Modernisierungen umfassen wird. Geplant sind unter anderem der Austausch und die Verstärkung der Kellerdecken und tragenden Wände, die Erneuerung der Tordurchfahrt mit einem neuen Granitpflaster und Terrazzopflastern sowie die Modernisierung der Schaufenster von Geschäftslokalen und die Überarbeitung von Werbeschildern. Außerdem werden die Fenster der Wohnungen sowie die Eingangstüren zu den Wohnungen und den Gemeinschaftsräumen ausgetauscht. Alle Arbeiten sollen bis zum 30. November 2025 abgeschlossen sein – bis dahin soll die Immobilie wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen. Die Renovierung des Mietshauses wird von der ZGN Wola unter der konservatorischen Aufsicht des BSKZ durchgeführt. Das Bauprojekt wurde vom Baustudio ,,Unity“ S.C. durchgeführt, und der Auftragnehmer für die Arbeiten ist die Firma Arembud.

Quelle: UM Wola

Lesen Sie auch: Renovierung | Mietshaus | Stadt | Warschau | Architektur in Polen

Die Żelazna-Straße und das Mietshaus von Anna Koźmińska während des Warschauer Aufstands. Quelle: Museum von Warschau und whiteMAD/Mateusz Markowski

Żelazna-Straße während des Warschauer Aufstands, August 1944. Quelle: Museum von Warschau und whiteMAD/Mateusz Markowski

1983 und 2025. Quelle: „Spotkania z Zabytkami“ Nr. 3 (17) 1984 und whiteMAD/Mateusz Markowski

Kreuzung der Żelazna- und der Grzybowska-Straße, gegenüber dem Mietshaus Żelazna 64 – 1990 und 2025. Quelle: Sozialarchiv Warschau www.tubylotustalo.pl und weißMAD/Mateusz Markowski

Żelazna 64 vor und nach der Renovierung. Foto von Adrian Grycuk, CC BY-SA 3.0 PL, über Wikimedia Commons und whiteMAD/Mateusz Markowski

Detail ohne und mit Balkon. Foto von Fred Romero, CC BY 2.0, über Wikimedia Commons und whiteMAD/Mateusz Markowski

Die Ecke des Mietshauses früher und heute. Foto: UD Wola und whiteMAD/Mateusz Markowski