Ein kleines Gebäude, das Nebengebäude der Villa von Róża Zamoyska, ist vor kurzem nach mehr als 70 Jahren in die Landschaft der Hauptstadt zurückgekehrt. Sein Wiederaufbau ist das Ergebnis der Entschlossenheit und des langjährigen Kampfes der Familie Klimczak um die Wiederherstellung eines Fragments des verlorenen architektonischen Erbes von Warschau. Trotz zahlreicher administrativer und rechtlicher Hindernisse gelang es den Erben der Vorkriegseigentümer, das Gebäude auf seinen ursprünglichen Fundamenten wiederaufzubauen und seinen früheren Charakter zu bewahren. Der Wiederaufbau wurde im November 2024 abgeschlossen, womit das fehlende Element der Rosenallee wiederhergestellt wurde.
Geschichte der Villa und ihres Wiederaufbaus
Die Villa Róża Zamoyska gehört zusammen mit dem angrenzenden Nebengebäude zu den ältesten erhaltenen Wohnkomplexen in Warschau. Sie wurde zwischen 1875 und 1879 nach einem Entwurf von Karol Kozłowski erbaut, einem Architekten, der auch für den Bau der 1939 zerstörten Warschauer Philharmonie bekannt ist. Das Gebäude in der Róż-Allee 12 hat im Laufe der Jahre mehrfach sein Aussehen und seine Funktion verändert. Der erste bedeutende Umbau fand 1913 statt, als die Villa eine neue Fassade im Geiste modernisierter klassischer Formen erhielt, die mit Skulpturen von Zygmunt Ott verziert wurde – einem Künstler, der unter anderem für seine skulpturalen Verzierungen am Tympanon des Zachęta-Gebäudes bekannt ist. Im Jahr 1935 ging das Anwesen in den Besitz von Kazimierz Klimczak über, einem Industriellen und Besitzer der Targówek-Glashütte, der das Nebengebäude umbaute und die ehemalige Remise in Garagen mit einer Wohnung im Obergeschoss umwandelte.
Die Villa während des Zweiten Weltkriegs
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Villa durch Bomben beschädigt. Nach dem Wiederaufbau wurde das Anwesen zusammen mit der gesamten Rosenallee zu einer Zone, die ausschließlich von Deutschen bewohnt wurde. Diese Entscheidung hatte zur Folge, dass die Villa von der Wehrmacht übernommen wurde. Während des Warschauer Aufstands wurde das Gebäude niedergebrannt, aber seine Mauern blieben erhalten. Nach dem Krieg wurde die Villa wieder aufgebaut, wobei jedoch die Raumaufteilung geändert und die großen Wohnungen in kleinere Einheiten unterteilt wurden. Bei der Renovierung wurde eine neue Seitenfassade geschaffen, die sich der übrigen Architektur des Gebäudes anpasst. Vor dem Krieg grenzte ein weiteres Haus an diese Wand, das jedoch zerstört wurde.
Die Villa von Rosa Zamoyska im Jahr 1938. Quelle: Staatsarchiv in Warschau
Das Nachkriegsschicksal des Anwesens
Nach Kriegsende versuchte die Familie Klimczak, das Anwesen zurückzuerlangen, doch die Entscheidungen der kommunistischen Behörden standen dem im Wege. Nach dem Bierut-Dekret gingen fast alle Gebäude in Warschau in den Besitz des Staatsschatzes über. Daraufhin erhielt die Familie die Antwort, dass die rumänische Botschaft in ihrer Villa untergebracht werden sollte. Schließlich wurde das Gebäude jedoch an das Präsidium des Ministerrats übergeben, und in den 1950er Jahren wohnten dort sowjetische Berater, die später durch hohe Funktionäre der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei ersetzt wurden. Auf diese Weise war die Immobilie in der Róż-Allee 12 für mehrere Jahrzehnte nicht mehr im Besitz der Familie Klimczak. Das Nebengebäude, in dem die Garagen untergebracht waren, wurde 1953 abgerissen, obwohl es den Krieg unbeschadet überstanden hatte. Der offizielle Grund war, die Sicherheit der Mieter des Nachbargebäudes, d. h. der PZPR-Aktivisten mit ihren Familien, zu gewährleisten.
Der Kampf um das Familieneigentum
Die Familie Klimczak kämpfte bereits seit 1989 für die Rückgabe des Grundstücks. Der Prozess dauerte 10 Jahre und war geprägt von großer Härte und Zurückhaltung der Behörden gegenüber den rechtmäßigen Erben von Kazimierz Klimczak. Im Jahr 1999 erhielten sie schließlich einen unbefristeten Mietvertrag. Anschließend sorgten sie in Absprache mit den Mietern dafür, dass diese vertrieben und neue Wohnungen gefunden wurden, obwohl die erste Etage nicht zurückgewonnen werden konnte. Im Jahr 2013 begann eine umfassende Renovierung der Villa, die vom Hauptstadtdenkmalpfleger kofinanziert wurde, und das Renovierungsprojekt wurde von der Architektin Małgorzata Wagner ausgearbeitet. Die Arbeiten umfassten die Restaurierung der Fassade, die Isolierung der Fundamente, die Renovierung des Daches, Teile des Innenraums und des Treppenhauses. Dabei wurde die ursprüngliche rosa Farbe des Gebäudes wieder freigelegt. Auch das Holz der Fenster und Türen wurde restauriert, wobei viele der ursprünglichen Elemente aus der Zeit vor 1952 erhalten blieben. Heute beherbergt die Villa u. a. die Konsularabteilung der Botschaft der Tschechischen Republik.
Die Villa vor und nach der Restaurierung. Foto: Maciej Czarnota und whiteMAD/Mateusz Markowski
Das Nebengebäude der Villa – vom Konzept bis zur Fertigstellung
Die Idee, das in den 1950er Jahren abgerissene Nebengebäude wieder aufzubauen, tauchte bereits in den 1990er Jahren auf, aber erst im Mai 2012 wurde die Genehmigung des Hauptstadtdenkmalpflegers offiziell erteilt. Im Jahr 2015 wurde eine archäologische Untersuchung durchgeführt, die ergab, dass die Fundamente des Garagenpavillons in einem sehr guten Zustand waren. Im Jahr 2021 wurde schließlich mit dem Wiederaufbau begonnen, der auf den ursprünglichen Fundamenten basiert und das Aussehen des Gebäudes vor seinem Abriss gemäß den Archivskizzen bewahrt. Die Familie Klimczak übertrug das Projekt für den Wiederaufbau des Nebengebäudes erneut der inzwischen vertrauten Architektin Małgorzata Wagner. Bei der Rekonstruktion wurde das Gebäude in der Form wiederhergestellt, die es in den 1950er Jahren, kurz vor seinem Abriss, hatte. Die einzige wesentliche Änderung an der Außenseite des Gebäudes war die Hinzufügung großer verglaster Flächen auf der Rückseite des Gebäudes, auf der Seite des Schweizer Tals. Vor dem Abriss befand sich dort eine blinde Wand, so dass die Architektin beschloss, diese nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten, was einen schönen Blick auf das Grün des Gartens eröffnete. Alle Arbeiten, von der Planung bis zur Ausführung, fanden unter der strengen Aufsicht des Denkmalschutzbeauftragten statt.
Das Nebengebäude der Villa von Róża Zamoyska in neuem Gewand
Die Bauarbeiten dauerten zwei Jahre und wurden im November 2024 abgeschlossen. Das Nebengebäude hat die historische Raumaufteilung beibehalten: Im Erdgeschoss befindet sich ein geräumiger Wirtschaftsraum, und das erste Stockwerk wird für Wohn- und Geschäftszwecke genutzt. Auf dem Dach wurde eine Terrasse angelegt, die zusätzlichen Erholungsraum bietet. Das fertige Gebäude wurde von der Entwicklungsgesellschaft Milestone Real Estate gemietet, die es als Firmensitz nutzt. Die Innenräume der ehemaligen Garage sind mit Gemälden von Aldona Klimczak – Malerin und Ehefrau von Tadeusz Klimczak – geschmückt. Heute ist die Villa von Róża Zamoyska zusammen mit dem wiederaufgebauten Nebengebäude ein wertvolles Element der Warschauer Architekturlandschaft. Die unerschütterliche Haltung der Familie Klimczak zeigt, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu bewahren. Dank ihrer Bemühungen wurde eine weitere Seite der Stadtgeschichte geschrieben, und die Rosenallee hat etwas von ihrem früheren Charme zurückgewonnen. Der Wiederaufbau des Nebengebäudes ist ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, für verlorenes Erbe zu kämpfen – auch wenn der Weg zum Ziel Jahrzehnte dauert.
Das Anwesen in der Rosenallee 12 vor und nach dem Wiederaufbau des Nebengebäudes. Foto: Google Maps und whiteMAD/Mateusz Markowski
Danksagung
Vielen Dank an die Eheleute Aldona und Tadeusz Klimczak für die Bereitstellung der faszinierenden Geschichte des Stadthauses und des Nebengebäudes, an Frau Małgorzata Wagner, die Architektin, für die Bereitstellung von Materialien und wertvollen Informationen über den Bau und an die Mitarbeiter des Bauträgers Milestone Real Estate für die Bereitstellung der Innenräume. Ihre Freundlichkeit und ihr Engagement sind für mich von unschätzbarem Wert und haben meinen Artikel erheblich bereichert.
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Willa Róża Zamoyska im Jahr 1938 und 2025. Quelle: Staatsarchiv in Warschau und whiteMAD/Mateusz Markowski
Das Nebengebäude der Villa in den späten 1930er Jahren und heute. Quelle: Nationalarchiv in Warschau und whiteMAD/Mateusz Markowski
Die Villa vor und nach der Renovierung. Foto: Maciej Czarnota und whiteMAD/Mateusz Markowski
Ansicht der Rose Avenue 12 vom Swiss Valley aus vor und nach dem Umbau des Nebengebäudes. Foto: Google Maps und whiteMAD/Mateusz Markowski
Ansicht der Rose Avenue 12 vom Schweizer Tal aus vor und nach dem Umbau des Nebengebäudes. Foto: Google Maps und whiteMAD/Mateusz Markowski