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Das Rathaus von Stargard – ein gotisches Kleinod in Vorpommern

Das Rathaus von Stargard ist eines der wertvollsten erhaltenen gotischen Bauwerke in Pommern. Sein Schöpfer schmückte es mit einem imposanten Giebel, der mehr als die Hälfte der Höhe des Gebäudes ausmacht. Im Laufe seiner Geschichte wurde das Gebäude immer wieder umgebaut und rekonstruiert – es ist sein großer Wert, der es bis heute erhalten hat und der Stolz der Stadt ist.

Das erste Gebäude, das an der Stelle des heutigen Rathauses errichtet wurde, war das sogenannte Kaufmannshaus (1250-1280). Es handelte sich um ein einstöckiges Backsteingebäude, das in seinen Ausmaßen dem Grundriss der heutigen Stadtmauer entsprach. Im Laufe der Zeit wurden dort die Sitzungen der Stadtrichter abgehalten. Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Kaufmannshaus vollständig umgebaut und wurde zum Sitz der städtischen Behörden und des Kaufmannspatriziats.

Der Altstädter Ring mit dem Rathaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg

Das wieder aufgebaute Rathaus beherbergte im Erdgeschoss weiterhin die Markthalle und die Strafkammer, im ersten Stock die Bürgermeisterei, die Kanzlei, den Sitzungssaal der Ratsherren, den Gerichtssaal und die Schatzkammer. Die Keller dienten als Lager für besuchende Kaufleute. Während der Festtage war der Saal im Erdgeschoss ein Ort der Unterhaltung für die Bürger. Der Umbau führte zu einem einstöckigen Gebäude mit abgestuften Giebeln, die mit Blenden verziert waren, und mit spitzen Fenstern. Die Frontfassade wurde durch einen Giebel auf der Westseite gebildet. Das Gebäude wurde von einem Satteldach mit Fensterreihen bedeckt, die das nutzbare Dachgeschoss belichteten.

Das Rathaus von Stargard 1940 und heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Szczecinolog, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Ein großer Brand im Jahr 1540 zerstörte mehr als 100 Gebäude in der Stadt, darunter auch das Rathaus. Der Wiederaufbau fand erst 29 Jahre später statt. Beim Wiederaufbau wurde im Geiste der Spätgotik ein reicher Maskenschmuck an den Giebeln angebracht und die Form und Größe der Fenster verändert. Die neue Gestaltung des Rathauses muss den Bürgern gefallen haben, denn schon bald wurden zwei weitere Bürgerhäuser mit ähnlichem Giebelschmuck errichtet. Während der Schwedenkriege wurde das Rathaus erneut zerstört, als das unschätzbare Stadtarchiv bei einem Stadtbrand niederbrannte. Im Jahr 1636 wurde das Gebäude wiederaufgebaut. Bei diesen Arbeiten erhielt der Giebel der Rückfront eine frühbarocke Form.

Der Altstädter Ring mit dem Rathaus, 1940er Jahre und heute. Quelle: Bildarchiv Foto Marburg und Małgorzata Jakubowska, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Im späten 19. Jahrhundert wurde das Gebäude neu vergoldet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Stargard von einem weiteren tragischen Brand heimgesucht. Diesmal brannte das Rathaus zusammen mit der gesamten Altstadt nieder. Die Verluste wurden damals auf 75 Prozent geschätzt. Das Feuer verzehrte das Dach und die Innenräume, und die beiden wertvollen Giebel stürzten ein. Mit der Sicherung der Ruine begann der Wiederaufbau des gotischen Denkmals, der von 1948 bis 1961 dauerte und dessen historischer Wert wohl den Ausschlag für die Entscheidung gab, es aus den Trümmern zu heben. Direkt an die Südfassade schließen sich das rekonstruierte Gebäude der ehemaligen Wache aus dem 18. Jahrhundert (in dem heute das Museum untergebracht ist) und zwei barocke Bürgerhäuser an. Der Rest der Stadt hatte weit weniger Glück. Heute besteht die Altstadt von Stargard hauptsächlich aus Wohnblocks und postmodernen, mäßig erfolgreichen Bauten.

Ruinen des Rathauses und der Wache aus der Nachkriegszeit und dem Jahr 2000. Quelle: Archäologisch-historisches Museum Stargard und Mariusz Brzeziński/photopolska.eu

Die Ruine des Rathauses von Stargard im Jahr 1947 und eine zeitgenössische Ansicht. Quelle: Wojciech Szuba/photopolska.eu und Google Maps

Das Rathaus wurde auf der Grundlage von Zeichnungen und Fotografien rekonstruiert, wobei die Dekoration vom Ende des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt wurde. Der Eingang auf der Ostseite wurde entfernt, die Form der Fenster wurde geändert, das gesamte Gebäude wurde verputzt und die Innenräume wurden an die Verwaltungsbedürfnisse der Stadtverwaltung angepasst. Heute beherbergt das Denkmal neben dem Sitz der Stadtverwaltung und dem Hochzeitssaal auch die Gesellschaft der Freunde von Stargard und das Hauptquartier der Stargarter Truppen.

Der Altstädter Ring aus der Vogelperspektive vor dem Krieg und im Jahr 2023. Quelle: Stargard Nieznany i Kapitel, CC BY-SA 4.0, über Wikimedia Commons

Im Juni 2000 wurde eine sechzig Kilogramm schwere Uhr an der Giebelseite installiert. Sie schlägt die vollen und halben Stunden. Die Uhr wird durch ein in Frankfurt am Main befindliches Atomnormal synchronisiert. Jeden Tag um 12 Uhr mittags ertönt vom Rathaus aus ein Signalhorn, das von Waldemar Cieślak gespielt wird.

Quelle: medievalheritage.eu, pomeranica.pl

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Rzut ściany szczytowej ratusza w 1550 r. Fot. Mariusz Brzeziński/fotopolska.eu
Wnętrze ratusza na początku XIX w. Ilustracja: A. Rietdorf, Gilly. Wiedergeburt der Architektur, Berlin 1943. Źródło: Muzeum Archeologiczno-Historyczne w Stargardzie
Budynek pod koniec XIX w. Źródło: Technische Universität Berlin
Rynek Staromiejski z ratuszem na pocz. XX w. Źródło: Bildarchiv Foto Marburg
Rynek Staromiejski z ratuszem na pocz. XX w. Źródło: Bildarchiv Foto Marburg
Ratusz na pocztówce. Fot. Public Domain, via Wikimedia Commons
Kościół Mariacki w Stargardzie, po prawej fragment ratusza. Pocz. XX w. Źródło: Muzeum Archeologiczno-Historyczne w Stargardzie
Budynek w latach 30. Źródło: Deutsche Fotothek www.deutschefotothek.de
Widok lotniczy na Stare Miasto w latach 30. Fot. Mariusz Brzeziński/fotopolska.eu
Rynek Staromiejski z ratuszem, lata 40. Źródło: Bildarchiv Foto Marburg
Wschodni szczyt ratusza przed wojną. Źródło: Bildarchiv Foto Marburg
Front ratusza po zniszczeniach wojennych. Źródło: Archiwum Państwowe w Szczecinie http://www.szczecin.ap.gov.pl/
Ratusz w odbudowie. Źródło: Muzeum Archeologiczno-Historyczne w Stargardzie
Odbudowa. Źródło: "Pomorze Zachodnie w latach1956-1962 w fotografii Tadeusza Białeckiego", red. Paweł Michalski, Stowarzyszenie Historyczno Kulturalne - Szczecin 2013
Ratusz i odwach, lata 60. Źródło: NAC - Narodowe Archiwum Cyfrowe www.nac.gov.pl/
Odbudowane zabytki przy rynku, lata 60. Źródło: NAC - Narodowe Archiwum Cyfrowe www.nac.gov.pl/
Budynek w latach 80. Źródło: "Architektura gotycka w Polsce" pod redakcją Teresy Mroczko i Mariana Arszyńskiego, Instytut Sztuki PAN - Warszawa 1995
Ratusz obecnie. Autor zdjęcia: cracusiac/fotopolska.eu
Główne wejście. Autor zdjęcia: cracusiac/fotopolska.eu
Widok ratusza od zachodu. Fot. Mariusz Brzeziński/fotopolska.eu
Gmach ratusza. Fot. Marcin Kuna, CC BY-SA 3.0 PL, via Wikimedia Commons
Zabudowa przyrynkowa. Fot. StasiÓ Stachów, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
Główne wejście. Autor zdjęcia: Mariusz Brzeziński/fotopolska.eu
Gotyckie okna. Autor zdjęcia: Mariusz Brzeziński/fotopolska.eu
Wejście do piwnic. Autor zdjęcia: Mariusz Brzeziński/fotopolska.eu
Zegar na elewacji. Autor zdjęcia: Mariusz Brzeziński/fotopolska.eu
Zegar. Autor zdjęcia: cracusiac/fotopolska.eu
Bogate dekoracje maswerkowe na szczycie. Fot. Wiesław Wieczorek, CC BY-SA 3.0 PL, via Wikimedia Commons
Okna. Fot. Ulamm, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Główna fasada. Fot. Wiesław Wieczorek, CC BY-SA 3.0 PL, via Wikimedia Commons

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