ARCHITEKTUR

Jugendstil in seiner schönsten Form: das Rackman-Haus in der Jerozolimskie Avenue

In der Jerozolimskie-Allee sind bis heute einige äußerst beeindruckende Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert erhalten geblieben. Unter ihnen befindet sich eine wahre Perle des Warschauer Jugendstils in der Nummer 47. Das beeindruckende Mietshaus wurde zwischen 1905 und 1906 erbaut und von dem hervorragenden Architekten Ludwik Panczakiewicz entworfen. Das Gebäude wurde während des Krieges nicht zerstört, so dass es bis heute sein altes Aussehen bewahrt hat, wenn auch nicht ohne kleinere Veränderungen. Das Mietshaus in der Jerozolimskie-Allee 47 ist eines der am besten erhaltenen Gebäude in Warschau mit einheitlicher Jugendstilverzierung.

Das beeindruckende Mietshaus an der Ecke der Jerozolimskie-Allee und der Poznańska- (damals Wielka-) Straße wurde für den Industriellen Wilhelm Rackman gebaut. Von Anfang an war es ein Symbol für Reichtum und Großstadtleben. In seinen Innenräumen war bis zum Kriegsausbruch 1939 die Städtische Sparkasse untergebracht. Das fünfstöckige Jugendstilgebäude zeichnet sich durch eine große achteckige Kuppel über dem Eckstumpf aus, mit einer Laterne und nierenförmigen Fenstern im Tambour.

Das Gebäude weist eine reiche Jugendstilverzierung in Form von weiblichen Masken, Maskaronen, verschiedenen floralen Motiven und für diesen Stil charakteristischen Fenstern auf. Die Fassade an der Jerozolimskie-Allee ist mit einem Erker verziert, an den sich seitlich Balkone anschließen. Der Balkon auf der Seite der Poznańska-Straße steht auf eulenförmigen Konsolen, an deren Seiten Schwanendarstellungen angebracht sind. Bereits vor 1939 wurden das Metallgeländer und die gemauerten Teile, die die Fassade krönten, entfernt.

Das Mietshaus in den Jahren 1907 und 2021. Foto: Jerzy Kasprzycki “Roots of the City – Warsaw Farewells” Band I – Südliche Innenstadt, Herausgeber: Veda, Warschau 2000 und Google Maps

Die Entwicklung der Jerozolimskie Avenue in den 1930er Jahren. Quelle: Digitale Nationalbibliothek Polona und whiteMAD/Mateusz Markowski

Die Wohnungen innerhalb des Mietshauses reichten von zwei Zimmern im Dachgeschoss bis zu sieben in den unteren Etagen. Die größten und luxuriösesten Wohnungen waren mit Badezimmern von hohem Standard ausgestattet. Sie verfügten unter anderem über in den Boden eingelassene Badewannen, schwedische Duschen und sogar beheizte Handtuchhalter. Die Wände waren mit dekorativen Kacheln gefliest und die Böden mit bunten Mosaiken belegt. Die Küchen waren mit modernen englischen Gasherden ausgestattet.

Jahre 1918-1920, “General Haller’s Armee in Polen. Infanterie bei einer Parade in der Jerozolimskie-Allee in Warschau” und der gleiche Ort heute. Quelle: Dziesięciolecie Polski Odrodzonej – księga pamiątkowa 1918-1928, herausgegeben und vertrieben von der Ilustrowany Kuryer Codzienny, Światowid Na Szerokim Świecie Kraków – Warsaw 1928 und whiteMAD/Mateusz Markowski

Der erhaltene Helm des Mietshauses in den 1980er Jahren und heute. Das Foto stammt aus der Zeitschrift “Begegnungen mit Denkmälern” Nr. 5 (45) 1989 und weißMAD/Mateusz Markowski

Den Bewohnern des Gebäudes stand ein großes Personal zur Verfügung, darunter Concierges, Bedienstete, Reinigungskräfte, Klempner, Heizer, die sich um die Temperatur des Gebäudes kümmerten, und Gärtner, die sich um die Grünanlagen kümmerten. Das Rackman-Haus überstand die Kriegswirren, da in seinen eleganten Innenräumen bis zum Ende des Aufstands Nazigeneräle stationiert waren. Der beschädigte Abschluss der malerischen Kuppel wurde 2008 rekonstruiert.

Die Jerozolimskie-Allee 47 in den Jahren 2015 und 2024, Bildnachweis: May/photopolska.eu, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 und whiteMAD/Mateusz Markowski

47 Jerozolimskie Avenue in 2015 und 2024 Foto: may/fotopolska.eu, Lizenz: CC-BY-SA 3.0 und whiteMAD/Mateusz Markowski

Nach 1945 zogen neue Mieter in das Gebäude ein. Danach verlor das Gebäude seinen luxuriösen Charakter, und seine Pracht verblasste zusehends. Im Jahr 1965 wurde es in das Denkmalregister eingetragen. Der frühere Charme des Gebäudes wurde bei der Renovierung der beiden Fassaden im Jahr 2018 wiederhergestellt. Die Stadt gewährte dafür einen Zuschuss von rund 85 Prozent.

Quelle: icimss.edu.pl, rp.pl, polskaniezwykla.pl, polskaniezwykla.pl

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