fot. Martynas Plepys

Ein modernistisches Wunderwerk. Das Haus von Aleksandra Iljinienė in Kaunas

Es wurde 1933 erbaut. Das Haus von Aleksandra Iljinienė in Kaunas, Litauen, ist eines der besten Beispiele für die Architektur der Zwischenkriegszeit. Die prächtige Villa wurde gebaut, als Kaunas die Hauptstadt des Landes war.

Es war eine goldene Zeit für Kaunas. Nachdem die Litauer ihrer Hauptstadt Vilnius beraubt worden waren, mussten sie ihre Hauptstadt umgestalten. In Kaunas wurden damals prächtige Gebäude staatlicher Institutionen, Ministerien, Postämter und Banken gebaut. Gleichzeitig wurden große Villen für die wohlhabenderen Einwohner gebaut. Ein Beispiel dafür ist das Haus von Aleksandra Iljinienė.

Das Gebäude wurde von dem Architekten Arnas Funkas entworfen. Er entwarf das Haus für einen Arzt aus Kaunas. Seine Errichtung dauerte nur neun Monate. Kurz nach seiner Fertigstellung wurde das Gebäude von Jurgis Iljinas, einem hochrangigen Beamten der litauischen Eisenbahnen, besichtigt. Er beschloss, das Gebäude zusammen mit dem Grundstück zu kaufen. Daher auch der Name des Gebäudes, der zu Ehren der Frau des Beamten vergeben wurde.

Das Haus wurde in mehrere Wohnungen aufgeteilt. Die Mieter hatten jedoch nicht lange Freude daran. Im Jahr 1941 wurde es von den sowjetischen Behörden beschlagnahmt, und die rechtmäßigen Eigentümer emigrierten nach Deutschland.

Das Haus von Aleksandra Iljinienė zeichnet sich durch eine modernistische Architektur aus, die voller Kurven ist. Das Gebäude wurde auf einem rechteckigen Grundriss errichtet. An der Südfassade befindet sich ein halbrundes Treppenhaus. An der Nordfassade befindet sich ein runder Erker. Warum gibt es in dem Gebäude blinde Fenster? Der Architekt hat absichtlich Rahmen in die Fassade eingefügt, um echte Fenster zu imitieren und so eine Symmetrie zu erreichen.

Kein durchschnittlicher Litauer könnte in einem solchen Haus leben. Im Inneren gab es Annehmlichkeiten von höchster Qualität. Die meisten davon sind bis heute erhalten geblieben. Zu den exklusiven Einrichtungsgegenständen gehörten Türen aus afrikanischem Ebenholz oder geschnitzte Türknäufe. Auf dem Fußboden wurde Parkett verlegt, in der Küche Fliesen. Das Gebäude verfügte auch über eine Zentralheizung.

photo by Martynas Plepys

Im Inneren beeindruckt die halbrunde Treppe, die in den ersten Stock führt. Eine Kuriosität ist die Lounge-Nische im orientalischen Stil. Hier kann man auf einem bequemen Sofa oder niedrigen Hockern sitzen. Vor dem Krieg saßen die Besitzer hier, um Musik zu hören und eine Wasserpfeife zu genießen. Ein charakteristischer Teil des Hauses ist ein großes Fenster mit einem Durchmesser von zwei Metern, das speziell für dieses Haus angefertigt wurde. Es ist rund und blickt auf die Straße. Seine Form soll an ein Bullauge eines Schiffes erinnern.

Im Jahr 2023 wurde das Haus von Aleksandra Iljinienė in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.

fotos: Martynas Plepys(www.plepys.com); KTU Architektūros ir statybos institutas(www.autc.lt)

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