Zytni Rynek. Ein Beispiel für den späten Modernismus in Kiew

Der 1980 erbaute Roggenmarkt in Kiew war ein moderner Marktplatz und eines von nur vier Gebäuden mit einem konkaven Dach in der Stadt. Das im Geiste der Spätmoderne entworfene Gebäude liegt langsam im Sterben. Seit Jahren wurde es nicht mehr renoviert und erinnert nur noch schüchtern an seine frühere Pracht.

Bereits zur Zeit der Kiewer Rus’ gab es in diesem Teil von Kiew einen Markt. Im 15. Jahrhundert war der Zytni-Markt der wichtigste Handelsplatz der Stadt. Er war günstig gelegen; seine Nähe zum Fluss erleichterte den Warentransport. Viele Jahre lang fand der Handel unter freiem Himmel statt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man mit dem Bau von Verkaufsständen, die sich jedoch als Behelfslösung erwiesen.

Der Durchbruch gelang in den 1980er Jahren, als eine moderne Halle im Stil der Spätmoderne gebaut wurde. Das Gebäude wurde von den Architekten O. Monina, W. Sztolko und dem Designer B. Bednarski entworfen. Der Bau des Gebäudes begann 1974 und dauerte sechs Jahre. Ursprünglich war geplant, daneben ein achtstöckiges Hotel zu bauen, das zusammen mit dem Marktgebäude einen modernen Teil des Viertels bilden sollte. Die Idee, die benachbarten Gebäude abzureißen, wurde jedoch aufgegeben. Nur die Halle wurde gebaut.

Die Halle ist 102 m lang und 54 m breit. Im Inneren hat der Raum drei Ebenen. Spezielle Rahmen an den Längsseiten halten das Vordach, das zur Mitte hin abfällt. Diese Strukturelemente wurden bewusst freigelegt; sie sind ein integraler Bestandteil des Innenraums.

Das Gebäude hat eine dynamische Form und ist aus Beton und Glas gebaut. Die Fassade ist mit dreieckigen Elementen verziert, die dem strengen Erscheinungsbild Abwechslung verleihen. Darüber hinaus wurde die Fassade des Gebäudes im Rahmen der 1500-Jahr-Feier von Kiew im Jahr 1982 mit symbolischen Metallplatten mit Motiven von Anatoly Domnych verziert. Die geprägten Verzierungen symbolisieren die Zeit der Entwicklung der Stadt und die Route “Von den Warägern zu den Griechen”, die über den Dnjepr durch Kiew führte.

Die glorreichen Jahre der Markthalle sind längst vorbei. Über die Zukunft des Gebäudes wird derzeit diskutiert. Es fehlt jedoch ein konkreter Plan, um ihr ein zweites Leben zu geben.

fotos: Anton Honcharenko(instagram.com/honcharenko_anton_27)

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