Es sieht aus wie eine historische spanische Stadt. Die neue Siedlung Cayala

Die 2011 gegründete Siedlung Cayala sieht aus, als wäre sie in der spanischen Kolonialzeit erbaut worden. Die ungewöhnliche Siedlung mit ihren klassizistischen Gebäuden ist eine Oase der Sicherheit in der Gegend. Manche Bewohner bezeichnen Cayala als Stadt, andere als Siedlung von Guatemala City, der Hauptstadt des Landes. Die Architekten von Estudio Urbano wollen den Wandel der globalen Bautrends beeinflussen und fördern die Errichtung klassischer Architektur

Die Siedlung Cayala wurde von Leon Krier entworfen, einem führenden Vertreter der zeitgenössischen konservativen Architektur aus Luxemburg. Krier hat Erfahrung mit ähnlichen Projekten. Das Dorf Poundboury zum Beispiel ist eine Erweiterung der englischen Stadt Dorset, die Krier mit Blick auf klassische Architektur und Fußgängerverkehr geplant hat. Das Projekt in England fand in der Branche großen Anklang und wurde vom damaligen Prince of Wales Charles – heute König des Vereinigten Königreichs – initiiert. Nach dem Erfolg von Poundbury begann Leon Krier, sich nach neuen Städten umzusehen, in denen seine kühnen Konzepte verwirklicht werden konnten

In Guatemala schloss sich Leon Krier mit den örtlichen Architekten von Estudio Urbano – Maria Sanchez und Pedro Godoy – zusammen. Das Ergebnis ihrer gemeinsamen Arbeit ist eine blühende Stadt, die einen Kontrast zur gefährlichen und geteilten Hauptstadt darstellt. Cayala ist vor allem eine offene Siedlung ohne Zäune. Die Hauptstadt hingegen besteht hauptsächlich aus geschlossenen, ummauerten Siedlungen. Dieses Bild der Metropole ist das Ergebnis einer sehr hohen Kriminalitätsrate. Andererseits sind die am Stadtrand errichteten Wohnsiedlungen die sichersten Viertel der Hauptstadt. Aus diesem Grund sind viele der wohlhabenderen Einwohner Guatemalas nach Cayali gezogen

Die städtebauliche Gestaltung der Siedlung ist besonders erwähnenswert. Die Straßen sind hauptsächlich für Fußgänger und nicht für Autos gebaut. Der städtische Raum ist offen und für die Bewohner zugänglich. Die Siedlung Cayala zeichnet sich auch durch eine gute Erreichbarkeit von Geschäften, Apotheken, Bildungseinrichtungen und öffentlichen Einrichtungen aus

Die Architektur von Cayala soll ein Zeichen für die gesamte Stadt setzen. Der zentrale Teil der Siedlung besteht aus einem gepflasterten Marktplatz, dem Rathaus und der Kirche Santa María Reina de la Familia. Der Markt ist ein Ort der Begegnung und trägt dazu bei, die lokale Gemeinschaft zusammenzuführen. Die Straßen, die vom Zentrum wegführen, sind von 3-4-stöckigen Stadthäusern gesäumt, die im Stil der spanischen Kolonialarchitektur gehalten sind. Einige Gebäude haben Holzbalkone, Rosetten und feine Verzierungen. Andere Stadthäuser sind mit Wandbrunnen geschmückt und die Dächer aller Gebäude sind mit roten Ziegeln gedeckt. Darüber hinaus sollen einige der Verzierungen auf die Maya verweisen, die das Gebiet einst bewohnten

Das Projekt hat in der Architekturszene und bei Organisationen, die sich für einen neuen Ansatz in der Stadtplanung einsetzen, große Beachtung gefunden. Im Jahr 2021 wurden die für Cayala verantwortlichen Architekten vom Congress for the New Urbanism (CNU) in der Kategorie Neighbourhoods and Districts ausgezeichnet. Der CNU ist eine amerikanische Organisation, die Projekte fördert und auszeichnet, die die Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ästhetik von Städten verbessern. Cayala wurde für die Förderung eines effizienten Gemeinwesens und die Betonung der Fußgängerdominanz ausgezeichnet. Die Organisation ist der Ansicht, dass Cayala ein Modell für die Wiederbelebung städtischer Räume auf nationaler und internationaler Ebene sein wird. Der Bürgermeister Ricardo Quiñónez Lemus selbst hat den Wunsch geäußert, die geteilte und gefährliche Hauptstadt neu zu gestalten. Der Bürgermeister ist davon überzeugt, dass die städtebauliche Neuordnung der Hauptstadt ein Motor für den sozialen Fortschritt sein wird. Seiner Meinung nach wird der “Cayali-Effekt” nicht nur das Bild Guatemalas, sondern auch das vieler mittelamerikanischer Städte verändern

Quelle: Congress for the New Urbanism(www.cnu.org), Architecture Here and There(architecturehereandthere.com)

Fotos: Estudio Urbano

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