Gropiusstadt
Fot. TM 09.2023/Warszawskie Blizny

Gropiusstadt in Berlin. Einer der berühmtesten Wohnblocks in Europa

Die Gropiusstadt in Berlin ist einer der berühmtesten Wohnblöcke Europas. Dieses einzigartige Wohnexperiment im südlichen Teil Neuköllns ist unter anderem deshalb so berühmt, weil es auch Schauplatz des 1978 erschienenen Romans “Wir, die Kinder vom Bahnhof Zoo” ist. Es ist auch Schauplatz eines Films und einer Fernsehserie über das Schicksal der Hauptfigur Christiane Felscherinow, die auf dem berühmten Buch basiert. Welche Geschichte steckt hinter der utopischen Wohnsiedlung von Walter Gropius?

Die Gropiusstadt wurde in den 1960er und 1970er Jahren als Trabantensiedlung an der Grenze zu Brandenburg errichtet. Die riesigen Wohntürme, ein riesiger Hufeisenblock für fünfhundert Wohnungen, große, mittlere und kleine Betonhäuser mit insgesamt rund 18.500 Wohnungen wurden von dem Architekten Walter Gropius, dem Gründer des Bauhauses, entworfen. Die Siedlung Brit-Buchow-Rudow wurde 1972 nach ihrem Architekten, der Stadt Gropius, benannt

Foto TM 09.2023/Warschau-Narben

Gropiusstadt

Ursprünglich sollte die Siedlung niedriger und weitläufiger sein, doch mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 schrumpfte die für die Siedlung vorgesehene Fläche. Infolgedessen mussten dichtere und höhere Gebäude errichtet werden. Das höchste Hochhaus der Siedlung, das Wohnhochhaus IDEAL an der Fritz-Erler-Allee, ist 30 Stockwerke hoch. Mit 89 Metern ist es eines der höchsten Wohngebäude Deutschlands. Die umgestaltete, realisierte Form der Wohnanlage wurde von Gropius schließlich verworfen. Er starb 1969 während der Bauarbeiten, drei Jahre später wurde das Viertel fertiggestellt. In der Folge wussten die auf engem Raum zusammengepferchten Menschen nicht recht, was sie mit sich anfangen sollten. Die Kinder zankten sich und verfielen oft in Süchte. Die Zukunft war ungewiss, und dieses Gefühl wurde durch die unter den Fenstern verlaufende Mauer noch verstärkt

Foto von Dirk Ingo Franke, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

In den folgenden Jahren wurde viel getan, um den Ort zu entzaubern und einladender zu gestalten. Öffentliche Grünflächen wurden aufgewertet, Plätze neu gestaltet und Nachbarschaftsgruppen zur Verwaltung einzelner Gebäude gegründet. Heute schätzen viele Mieter, die in der Gropiusstadt wohnen, ihre Wohnungen mit viel natürlichem Licht und einem spektakulären Blick auf die Stadt. Obwohl die Wohnungen in der Gropiusstadt ursprünglich als Sozialwohnungen gebaut wurden, ist heute kein Mieternachweis mehr erforderlich. Die Wohnungsknappheit in der Hauptstadt macht die Gropiusstadt auch wieder zu einem attraktiven Stadtteil. Infolgedessen verändert sich die Sozialstruktur des Viertels. Die Mieten sind nach wie vor relativ niedrig und die Arbeitslosigkeit ist fast nicht vorhanden. Auf den Freiflächen sind Neubauten entstanden, weitere sind in Planung. Neben den günstigen Mieten ist das Haupteinkaufszentrum “Gropius Passagen” ein großer Anziehungspunkt. Mit einer Verkaufsfläche von rund 90.000 Quadratmetern ist es das größte Einkaufszentrum in Berlin und eines der größten in Deutschland

Foto von Gunnar Klack, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Gropiusstadt

Heute ist die Gropiusstadt nicht mehr das Negativsymbol der westeuropäischen Blockbebauung, das sie in den 1980er und 1990er Jahren war. Hier hat sich viel verändert; die Stadt hat seit Beginn des neuen Jahrhunderts viel Aufmerksamkeit und Geld in die Revitalisierung des Viertels gesteckt. Heute ist das Viertel sauber und gepflegt; außerdem werden die Blöcke mit Respekt vor der ursprünglichen Architektur renoviert, wobei die Farben und Details erhalten bleiben. Sie werden keine aus Styropor gequollenen Wände finden, die in unpassenden Pastellfarben gestrichen sind. Auch die Holzarbeiten an Fenstern und Türen haben die Kohärenz und Form bewahrt, die ihnen vor Jahrzehnten gegeben wurde. Entlang der ehemaligen Mauer verläuft heute ein Radweg, auf den Feldern sind Bäume gewachsen, und die Bewohner haben dazwischen Spazierwege angelegt, um ihre Hunde auszuführen. Rundherum haben Cafés, Geschäfte, Lebensmittelgeschäfte, Friseursalons usw. eröffnet. Auch eine Anbindung an die Stadt über die U-Bahnlinie wurde geschaffen

Quelle: berlin.de, Warszawskie Blizny, architekturaibiznes.pl, berlinsko.com

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