Das Krakauer Forum Hotel – polnischer Brutalismus in seiner besten Form

Das Forum Hotel in Krakau ist eines der berühmtesten Hotels aus der Zeit des Kommunismus. Als es in den späten 1980er Jahren eröffnet wurde, war es wahrscheinlich das modernste Gebäude seiner Art im ganzen Land. Dieses modernistische Meisterwerk von Janusz Ingarden – einer Schlüsselfigur der Krakauer Architektur jener Zeit – ist bis heute eines der besten Beispiele des polnischen Brutalismus. Die glorreichen Zeiten des Gebäudes liegen schon lange hinter ihm, und der allmähliche Verfall hat dazu geführt, dass es heute der Geschichte angehört.

Der Bau des Hotels begann 1978 und dauerte über 10 Jahre. Die offizielle Eröffnung fand am 15. Mai 1988 statt. Das Gebäude wurde auf einem großen Grundstück in einer Schleife der Weichsel errichtet. Das Gebäude war für die damalige Zeit sehr modern. Das Hotel hatte vier Sterne und wurde in das IHG-Hotelsystem aufgenommen.

Das Gebäude im Jahr 2014. Foto von Sigmund Put Zetpe0202, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Hotel Forum

Es verfügte über 278 Zimmer, darunter 19 Einzelzimmer und 15 Suiten, und war voll klimatisiert. Im Inneren befanden sich zwei Restaurants, eine Grillbar und eine Cocktailbar. Es gab ein zweistöckiges Parkhaus mit direktem Fahrstuhlzugang zur unteren Etage. Das Hotel verfügte u. a. über eine Lichtschranktür, eine automatische Toilettenspülung und eine elektronische Außenuhr mit Thermometer und Kalender. Das Hotel verfügte außerdem über ein Schwimmbad, eine Sauna, ein Solarium, ein Wellness-Studio, Tennisplätze, einen Minigolfplatz, ein Pewex-Geschäft, eine Boutique, einen Souvenirladen, einen Friseur, ein Reisebüro, eine Wäscherei, einen Blumenladen, eine Wechselstube, einen Zeitungskiosk, eine Parfümerie, einen Babysitter-Service und ein Casino. Das Gebäude verfügte über sechs Tagungsräume mit einer Kapazität von bis zu 600 Personen. Neben Tagungen und Konferenzen wurden diese Räume auch für besondere Veranstaltungen genutzt.

Hotel Forum im Jahr 2021. Foto von Graviton, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Der Entwurf von Janusz Ingarden schuf ein langgestrecktes, geschwungenes Volumen, das sich über sieben Stockwerke über dem Gelände erhebt. Das Ganze wird von sechs Paaren von Stahlbetonstützen getragen. Die Fenster bilden auf beiden Seiten klare, breite Streifen, die auf der Weichsel-Seite von Loggien begleitet werden. Sie sind durch klar definierte Wände voneinander getrennt, was von Süden her eine starke, dynamische Wirkung erzeugt. Beide Fassaden sind geneigt. Der umfangreiche Erschließungskern mit Aufzügen und Treppen bildet ein massives vertikales Element, das über das Dach des Gebäudes hinausragt. Darüber befindet sich ein zusätzliches Geschoss, das von der Fassade zurückgesetzt ist. Seine Wände wurden verglast, um einen Caféraum mit Panoramablick auf die Stadt zu schaffen. Ein Teil des Erdgeschosses besteht aus einem flachen Block mit einem verglasten Pavillon. Die extensive Verwendung von Rohbeton, der mit Glas und kleinen keramischen Akzenten kontrastiert wurde, spielte hier eine wichtige Rolle. In den Innenräumen dominieren warme Farben und Holzverkleidungen.

Hotel Forum
Gebäude im Jahr 2014. Foto von Michal Derela (Pibwl), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Trotz vieler moderner Annehmlichkeiten trug die lange Bauzeit des Hotels inmitten einer ständigen Krise dazu bei, dass es schnell veraltete. Die Anlage wurde nach nur 12 Jahren Betrieb geschlossen. Als Grund für die Schließung wurden damals bauliche Mängel aufgrund der Durchnässung der Fundamente und der Überflutung der Keller durch das Wasser der in der Nähe fließenden Weichsel angeführt. Es gab Pläne für eine neue Wohnsiedlung anstelle des modernistischen Forum-Hotels. Die Investition wurde jedoch nie realisiert, und das geschlossene Gebäude wird seit Jahren als Rahmen für Werbebanner genutzt. Die Situation änderte sich nur geringfügig, als ein Teil der Räume an neue Unternehmen vermietet und für kulturelle Zwecke zur Verfügung gestellt wurde.

Die Diskussionen über die Zukunft des ikonischen Gebäudes sind noch nicht abgeschlossen. Es ist nach wie vor eines der wichtigsten Beispiele für die Architektur der Spätmoderne in Polen.

Quelle: szlakmodernizmu.pl, smartage.pl

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