Es gibt ein ikonisches Haus in Böhmen. Es ist die Villa Tugendhat

Die Villa Tugendhat wurde 1930 für einen wohlhabenden Industriellen gebaut. Die Baukosten betrugen damals fünf Millionen Kronen, eine stolze Summe. Im Inneren konnte der Eigentümer auf alle Annehmlichkeiten zählen, die heute Standard sind, aber vor fast einem Jahrhundert nur den Wohlhabenden zur Verfügung standen. Der Investor lud die Architekten Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich ein, sein Traumhaus zu entwerfen.

Es gibt nur wenige so prachtvolle Häuser auf der Welt. Die Villa Tugendhat wurde in Brünn für den Industriellen Fritz Tugendhat und seine Frau Greta gebaut. Die Bauarbeiten begannen 1929 und wurden 1930 abgeschlossen. Im Jahr 2001 wurde die Villa in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Und das ist kein Wunder. Die Lösungen, die die Architekten damals entworfen haben, sind auch heute noch beeindruckend. Auch das Design, die Anordnung der Räume oder die gewählten Ausstattungsmaterialien sind Beispiele für luxuriöse Lösungen im Design.

Die Verwirklichung des weltberühmten Architekten in Brünn war möglich, weil es keine finanziellen Zwänge gab. Ludwig Mies van der Rohe konnte es sich leisten, ein komplettes Projekt ohne Halbheiten und Kompromisse zu realisieren. Der Bau kostete 5 Millionen tschechische Kronen, ein Betrag, der seinerzeit den Bau von fast 30 “Standard”-Häusern ermöglichte.

Die Villa hat eine Fläche von 907 Quadratmetern, wovon das Wohnzimmer 280 Quadratmeter einnimmt! Bei der Planung des Gebäudes griff der Architekt auf eine innovative Idee zurück. Das Grundstück, auf dem es steht, ist abschüssig, so dass Mies van der Rohe beschloss, ein dreigeschossiges Haus zu entwerfen, dessen oberstes Stockwerk mit dem Straßenniveau verbunden ist. Dort befindet sich der Haupteingang, während in den unteren Geschossen ein Wohnzimmer und ein Ausgang zum Garten eingerichtet wurden. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist stark verglast. Dadurch gelangt viel natürliches Licht ins Innere. Sommernachtsfieber? Keineswegs! Die Villa verfügte bereits über eine technische Innovation – eine Klimaanlage.

Das modernistische Haus hat eine einfache Form. Der Architekt verzichtete bewusst auf Ornamente und wollte, dass die dekorativen Elemente die Möbel sind, die das Innere schmücken. Im Inneren finden sich hochwertige Materialien, “Onyxwände” und Möbel. Viele von ihnen haben Kultstatus erlangt – so zum Beispiel der Flat Bar Brno Chair, der heute von der Marke Knoll hergestellt wird.

Der private Bereich der Bewohner befindet sich im obersten Stockwerk. Der Architekt hat dort das Elternschlafzimmer, die Kinderzimmer, die Bäder und die Ankleideräume eingerichtet. Durch diese Anordnung des Gebäudes unterscheidet sich die Villa deutlich von einem anderen Projekt des Architekten, dem berühmten Barcelona-Pavillon. Das Gebäude in Brünn wurde als ein Ort zum Leben geschaffen. Zum Schlafen, Arbeiten, Entspannen oder Spielen.

Der untere Teil ist der repräsentative Bereich. Der große Raum ist durch Stein- und Holzwände oder Vorhänge unterteilt. Der gesamte Raum öffnet sich zu einem grünen Garten. Der Blick auf die Sträucher und Bäume ist wie eine Art Gemälde.

Heute ist das Gebäude als Teil der Einrichtung Villa Tugendhat, die vom Stadtmuseum Brünn verwaltet wird, für die Öffentlichkeit zugänglich. Zum Schluss noch eine interessante Tatsache. Im Jahr 1992 beschlossen Václav Klaus und Vladimír Mečiar in der Villa die Teilung der Tschechoslowakei.

fotos: David Židlický

quelle: Museum Villa Tugendhat der Stadt Brünn(www.vilatugendhat.cz)

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