Das Haase’s Restaurant im Südpark ist eines der legendären Restaurants in Wrocław. Das beeindruckende palastartige Gebäude mit schönen Terrassen wurde Ende des 19. Jahrhunderts für den Breslauer Bierbrauer Georg Haase erbaut. Damals zogen die Pracht und die romantische Lage des Restaurants am Teich die Massen an. Während des Zweiten Weltkriegs zerstört, teilte das Gebäude das Schicksal aller öffentlichen Gebäude des Parks.
Der Südpark in Krzyki, zwischen den Straßen Sudecka, Karkonoska und Januszowicka gelegen, ist einer der größten und schönsten Parks der Stadt. In der Vergangenheit sahen die Silhouette und die Gebäude des Parks ganz anders aus.
Haase’s Restaurant und Schottländer’s Pavillon vom Teich aus gesehen auf einer Postkarte aus dem frühen 20. Quelle: Österreichische Nationalbibliothek
Der Park hieß ursprünglich Stadtpark. Er wurde 1877 auf einem Grundstück angelegt, das Julius Schottländer, ein bekannter Breslauer Kaufmann und Philanthrop, als Gegenleistung für den Anschluss des Borek an das Gas-, Wasser- und Abwassernetz der Stadt stiftete. 1891 lobten die Stadtverordneten einen internationalen Wettbewerb für die Entwicklung der Grünanlage aus. Am Ende wurde das Konzept des Landschaftsarchitekten Hugo Richter und des Botanikers Ferdinand Cohn verwirklicht, die gärtnerische Lösungen direkt aus Köln nach Wrocław übertrugen. Sie schufen einen Landschaftspark mit Wiesen und einem großen Teich mit Bootsverleih, über dem sich bald eine der größten gastronomischen Einrichtungen der Stadt erhob – das berühmte Restaurant Haase, Eigentümer der nahe gelegenen Brauerei. Das von dem bekannten Architekten Karl Klimm (dem Autor des Wasserturms an der Wiśniowa-Allee, über den wir HIER geschrieben haben) entworfene Gebäude war eines der wenigen mehrstöckigen Gebäude dieser Art im Breslau der Vorkriegszeit.
Das Restaurant im frühen 20. Jahrhundert und derselbe Ort heute. Quelle: United States Library of Congress und My Former Breslau
Die Jahre 1911 und 2023 – Blick von Ludwig Lansbergs Terrasse (Landsberg Terrasse) auf die Stelle, an der sich früher der Schottländer Pavillon befand. Quelle: Mein früheres Wrocław
In seinen Werken vertrat der Architekt eine sehr reiche Palette an historisierenden Formen mit Jugendstilelementen. Der Baukörper des Restaurants wird von einem Turm mit der Aufschrift „Anno 1898“ dominiert, die das Errichtungsdatum angibt. Sowohl die Fassade als auch die Innenräume wurden mit Holz und hellem Putz verkleidet. Die großen Fenster waren mit Buntglas versehen, und die Wände der Restauranträume waren mit Fresken mit Motiven aus Flora und Fauna sowie mit kunstvollen Holzarbeiten verziert. Neben dem hohen Turm befanden sich auf dem Dach kleinere, ebenfalls hoch aufragende Strukturen. Ein Teil der Fassade wurde in der charakteristischen Technik des so genannten Fachwerks errichtet, was dem Gebäude einen romantischen und gemütlichen Ausdruck verlieh. Neben den beiden oberirdischen Geschossen verfügte das Gebäude auch über mindestens zwei unterirdische Geschosse. Es wird vermutet, dass diese Keller nicht nur für gastronomische Zwecke genutzt wurden. Nach Angaben von Breslauer Geschichtsforschern waren sowohl dieses Restaurant als auch der Schottländer-Pavillon Treffpunkte für die Breslauer SS-Offiziere und Geheimdienstler – in einer speziellen, durch schalldichtes Glas vom Rest des Gebäudes abgetrennten Loge.
Blick auf das Restaurant von der anderen Seite des Teiches im frühen 20. Jahrhundert und der gleiche Ort heute. Quelle: Mein altes Wrocław
1947 und 2021 Borek-Viertel und Südpark. Die Ruinen des Haase’s Restaurant wurden abgerissen, und nach dem Krieg entstanden zwei Inseln im Teich. Quelle: Zentrales Militärarchiv und Google Maps
Nach Kriegsende veränderte sich der Südpark fast bis zur Unkenntlichkeit und verlor alle öffentlichen Einrichtungen und den Sportteil. Haases meist hölzernes Restaurant brannte 1945 nieder. Die ausgebrannten Mauern wurden kurz darauf abgerissen. Bei Bauarbeiten im Jahr 2004 wurden unter anderem Kessel aus der Restaurantküche, Geschirr und Besteck sowie die Reste der Keller ausgegraben. Heute stehen dort ein Spalier und ein Denkmal für Chopin.
Seit 1995 hat der Park den Status eines Naturdenkmals. Er beherbergt 109 Pflanzenarten.
Quelle: wroclaw.naszemiasto.pl, kochamwroclaw.pl, Mein altes Wrocław
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