Sanierung der Markthalle von Chorzów – ein Verbrechen an der Architektur

Die Chorzówer Markthalle in der Katowicka-Straße ist jedem Einwohner der Stadt ein Begriff. Heute ist sie ein eher gedrungenes, durchaus ästhetisch ansprechendes Gebäude mit einem charakteristischen Giebel, der die Straße überragt. Das Gebäude hat seine besten Zeiten längst hinter sich. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und war damals eines der repräsentativsten und modernsten Gebäude der Stadt.

Mit dem Bau der Messehalle in der damaligen Königshütte wurde 1903 begonnen, zwei Jahre später wurde sie eröffnet. Das Gebäude wurde im neugotischen Stil errichtet und war die erste Halle dieser Art in Oberschlesien. Sie verfügte über elektrisches Licht, eine Wasserversorgung und einen Anschluss an den Gleisanschluss. Es war mit eigenen Gefriertruhen und einer Heizungsanlage, drei Aufzügen und einem kostenlosen Telefon ausgestattet.

Die Markthalle in Chorzów im Jahr 1915. Quelle: Schlesische Digitale Bibliothek

Die Investition kostete 700.000 Mark. Die Gesamtfläche der Halle betrug über 11.400 m². Die Halle beherbergte 479 Stände, das zweite Stockwerk hatte 153 Stände und im Zwischengeschoss befand sich auch ein Restaurant. Die Fassade der Halle war mit Fisch-, Tier- und Fruchtskulpturen verziert, und das Innere war gefliest. Darüber hinaus befand sich an der Fassade eine 2 m hohe, kunstvoll verzierte Uhr. In der Zwischenkriegszeit wurde das Gebäude erheblich erweitert und modernisiert. Im Jahr 1948 wollte die Chorzowska Spółdzielnia Spożywców das Gebäude abreißen, um ein neues Lagerhaus zu bauen. Die Behörden stimmten dem jedoch nicht zu.

Die Markthalle in Chorzów in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren und im Jahr 2020. Quelle: Schlesische Digitale Bibliothek und Adrian Tync, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Halle in den Jahren 1905 und 2021. Quelle: Schlesische Digitale Bibliothek und Google Maps

In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren wurde die Markthalle von Chorzów im sozialmodernen Stil umgebaut. Das Projekt wurde unter der Verantwortung von Arch. Adrian Szendzielorz zusammen mit dem Team des Planungsbüros der Chemierohstoffgrube „Biprokop“ in Chorzów. Die Auswirkungen dieser architektonischen Katastrophe können noch heute bewundert werden. Im Laufe der Jahre beherbergte das Gebäude u. a. das Biedronka oder den Musikclub Merkury. Um 2012 gab es neue Hoffnung für die alte Halle. Geplant war eine umfassende Renovierung, bei der das Gebäude als „Stara Palarnia“ – ein Einkaufszentrum mit Büroflächen und einem Dienstleistungs- und Unterhaltungsbereich – seinen früheren Chic wiedererlangen sollte. Das Projekt wurde jedoch letztlich nicht realisiert, und der Investor bot das Gebäude 2019 erneut zum Verkauf an.

Die Halle um 1916 und 2012. Quelle: Papierhandlung des Wanderers, gemeinfrei, via Wikimedia Commons und Eugeniusz S./fotopolska.eu, Lizenz: CC-BY 3.0



Die Markthalle in Chorzów in den späten 1930er und frühen 1940er Jahren und im Jahr 2021. Quelle: Kleines Stadtbuch von Kőnigshütte Oberschlesien 1941 und Google Maps

Ein Wiederaufbau ist mit den erhaltenen Elementen der ehemaligen architektonischen Gestaltung noch möglich, da die historische Fassade entgegen dem Anschein nicht vollständig zerstört wurde. Der neue Baukörper, der im Zuge der faulen Modernisierung errichtet wurde, steht etwa einen Meter vor dem alten. Diese scheint intakt und perfekt erhalten zu sein, da sie noch viele originale Details, Schnitzereien und Gesimse aufweist.

Das Gebäude bildet zusammen mit den nahe gelegenen historischen Gebäuden des städtischen Schlachthofs einen wertvollen Komplex des postindustriellen Erbes von Chorzów.

Quelle: chorzowski.pl, rekonstrukcjeiodbudowy.pl

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