Mit einem Herz an der Wand: die Wohnung einer Medizinstudentin aus Łódź

In der Studentenstadt Łódź, im Zentrum der Stadt, wurde das Studio We can architects beauftragt, eine Wohnung für einen zukünftigen Arzt zu entwerfen. Die Herausforderung war keineswegs offensichtlich, denn der kleine Raum sollte zum konzentrierten Studieren dienen und gleichzeitig alle Funktionen eines typischen “m” erfüllen – ein Wohnzimmer, einen Tisch, eine ergonomische Küche, ein komfortables Schlafzimmer, geräumige Kleiderschränke, ein funktionales Bad. Modern, farbenfroh, warm und wohnlich zugleich – das ist es, was Hania, die zukünftige Besitzerin, wollte.

Für die junge Medizinstudentin war es wichtig, einen ruhigen Platz zum Lernen zu organisieren. Zu diesem Zweck ordneten die Architekten die Trennwände in der Wohnung neu an, wodurch ein vergrößertes Schlafzimmer entstand. Dieses wiederum wurde zu einem multifunktionalen Raum, in dem eine maßgefertigte Loftwand mit integriertem Bücherregal den Raum mit einem Retro-Eichenschreibtisch (Pastform) und einem geräumigen Kleiderschrank hinter geriffelten Türen in der ursprünglichen blauen Farbe, akzentuiert mit Kupfergriffen, abtrennt.

Der eigentliche Schlafbereich setzt die industriellen Details in Form einer Betonwand mit stilvollen französischen Kupferleuchten (Lampe Gras DCW) fort, die von einem Eichenbett mit einem durchbrochenen Kopfteil im Vintage-Stil (Ethnicraft) erwärmt wird. Das sanfte Tageslicht, das durch die lichtdurchlässigen Vorhänge einfällt, bricht sich kunstvoll auf der mokkafarbenen Baumwoll- und Leinenbettwäsche – so kann man sich nach stundenlangem Lesen entspannen.

Vom Schlafzimmer aus gelangt man in einen Korridor mit einem versteckten Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und Trockner und nach ein paar Schritten kommt man an einem besonderen Ort vorbei. Um Hanias medizinisches Interesse und den Charakter der Einrichtung zu unterstreichen, hängt an der zentralen Wand des Flurs ein Neonherz, das die Umgebung in rotem Licht erstrahlen lässt. Die Leuchtreklame wurde von einem örtlichen Hersteller nach einer anatomischen Skizze des Besitzers angefertigt. Wenn wir sie in den pulsierenden Lichtmodus schalten, schlägt das Herz des Hauses rhythmisch und wir fühlen uns motiviert, etwas zu unternehmen.

Dem Neon gegenüber, hinter einer in der Wand versteckten Tür, befindet sich ein kleines, aber funktionelles Badezimmer mit einer Dusche ohne Duschwanne und vielen Schränken. Die mit schwarz glasierten Ziegeln (5×30 Fliesen) verkleideten Wände bilden den perfekten Hintergrund für die Möbel aus natürlichem Eichenfurnier. Die gezielt gewählte warme Beleuchtung schafft eine gemütliche Atmosphäre im Raum und der praktische Spiegel mit kreisrunder LED-Hintergrundbeleuchtung hilft beim perfekten Make-up.

Wir kehren zurück in den Flur. Wir schauen in den überdimensionalen Spiegel in einem postmodernen kastanienbraunen Stahlrahmen, der lässig an einer Textilwand lehnt und den Eingangsbereich der Wohnung dominiert. In seiner Reflexion sehen wir das Spiel der Texturen der Einbaumöbel – von den gefrästen Schranktüren bis zur Eichenrückwand mit minimalistischen Behängen. Hier passt alles zusammen – es gibt keine Zufälle.

Das große Finale liegt vor uns – das mit der Küche verbundene Wohnzimmer. Hier schimmern Farben und Formen vor einem wandfüllenden Wandgemälde, das einen geheimnisvollen Wald zeigt. Es gibt viele Worte, um diesen Raum zu beschreiben, aber er ist sicherlich die Quintessenz der Atmosphäre der gesamten Wohnung.

Auf den ersten Blick erkennt man ein gut durchdachtes Konzept für die funktionale Aufteilung: An den knapp zwei Meter langen Eichen-Einbautisch mit den ikonischen Stühlen aus den 1960er Jahren (366 Concept) geklebt, verschwimmt die Grenze zwischen Küche und Wohnbereich. In dem furnierten Quader auf der Küchenseite haben die Architekten einen Kühlschrank, eine Mikrowelle, einen Backofen und eine Bar mit einer stilvollen Kaffeemaschine untergebracht. Auf der Wohnzimmerseite hingegen ist das gleiche Möbelstück ein Designer-Bücherregal mit beleuchteten Büchernischen und Schränken. Über dem Tisch hängt ein sonniger Flowerpot von &Tradition von der Decke.

Die Küche selbst gefällt uns durch ihr zeitloses Design und ihre Ergonomie. Die filigranen Fräsungen der eschenfarbenen Möbelfronten verschmelzen mit dem Gitter aus fein verlegten Ziegeln über der Arbeitsplatte. Der skandinavische Stil der Armatur wird durch schwarze Griffe und originale Bauhaus-Steckdosen (Berker Serie 1930) unterstrichen.

Für die Arbeitsplatte wurde 12 mm starkes, weiß gebeiztes Kompaktlaminat verwendet. Dies ist eine praktische und ästhetisch ansprechende Lösung im Vergleich zu den arbeitsintensiven Steinarbeiten. Die nebelverhangenen Baumkronen auf der Tapete ziehen uns mit einer Tasse Kaffee in der Hand aus der Küche direkt in den Sitzbereich. Ein honigfarbenes Ledersofa (unbedingt mit Schlaffunktion für den Fall, dass die Lieben zu Besuch kommen) lädt zum Entspannen ein. Wir ziehen die senffarbenen Vorhänge über die Fenster und akzentuieren ihr oberes Band mit einer dezenten warmen Leine. Wir stellen unseren Kaffee auf einem der unregelmäßigen Tische aus dunklem Edelholz (Zara Home) ab und blättern im Licht des hochgezogenen bordeauxfarbenen Lampenschirms in Alben aus dem Bücherregal nebenan. Es ist angenehm… Und auf dem Flur pulsiert das Herz noch immer rhythmisch…

Über das Studio
WE CAN ARCHITECTS ist ein Designbüro, das von den Architekten Piotr Lewandowski (SAW) und Zofia Piestrzyńska geleitet wird und sich im Zentrum von Łódź befindet, direkt neben dem ikonischen OffPiotrkowska. Das Büro ist auf Einfamilienhausprojekte und die Gestaltung von Innenräumen für Wohnungen, Büros und öffentliche Einrichtungen spezialisiert. Die Realisierungen von WE CAN ARCHITECTS zeichnen sich durch eine moderne und frische Form, aber auch durch die Verwendung natürlicher, zeitloser Materialien aus. Mehr über das Studio erfahren Sie unter: www.wecanarchitects.com

fotos: Jacek Olszewski

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