Wyburzenie zachodniej pierzei
Stary Rynek w Bydgoszczy z lotu ptaka. Zdj. Jan Paweł Bochen, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Abriss der Westfassade des Alten Marktes in Bydgoszcz. Ein Verbrechen gegen das Stadtgefüge

Bydgoszcz besitzt einen der am besten erhaltenen Gebäudekomplexe der Vorkriegszeit in Polen. Dennoch blieb die Stadt während der deutschen Besatzung nicht von Veränderungen und Zerstörungen verschont. Ein solches Verbrechen gegen das Stadtgefüge fand 1940 statt, als die Westfassade des Alten Marktes abgerissen wurde. Sein charakteristischstes Gebäude war die Kirche des Heiligen Ignatius von Loyola. Heute befindet sich an dieser Stelle ein grüner Platz vor dem Rathaus von Bydgoszcz (dem ehemaligen Jesuitenkolleg), der durch den Abriss einer Reihe von Gebäuden freigelegt wurde.

Der Abriss der Gebäude erfolgte zwischen Januar und März 1940 auf Beschluss des Kreisleiters der NSDAP, des Bromberger Bürgermeisters Werner Kampe, nach den öffentlichen Hinrichtungen vor der Jesuitenkirche im September 1939. Das zerstörte Gotteshaus war die Hauptdekoration und das Herzstück des Alten Marktes.

Die Westfassade des Alten Marktes mit der Jesuitenkirche St. Ignatius von Loyola um 1915. Quelle: Digitale Nationalbibliothek Polona

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Der Grund für die Abrisse war die Stadtplanungspolitik des Dritten Reiches: Hitler wollte Städte schaffen, die seiner Ideologie untergeordnet und nach einem bestimmten Muster aufgebaut waren. Das Reichsgesetz von 1937 erlaubte den Abriss historischer Gebäude und die Vertreibung der Bewohner, um dieses Ziel zu erreichen. Diese Art der Veränderung wurde in Polen in Wrocław, Poznań und eben in Bydgoszcz eingeführt. Die Nazis rissen Mietshäuser und eine Kirche ab, um an der Stelle der Westfassade ein neues Rathaus zu errichten und die Gebäude der Altstadt mit deutschen Akzenten zu versehen.

Abriss der Westfassade des Altstädter Ringes – 1920er Jahre und heute. Quelle: Digitale Nationalbibliothek Polona und Google Maps

Zum Zeitpunkt des Abrisses wurde die Fassade von der 1638 erbauten Kirche und ihren beiden 40 Meter hohen Barocktürmen dominiert, die seit dem 18. Jahrhundert das Bild von Bydgoszcz und seiner Umgebung prägten. Heiliges Kreuz, danach erhielt sie den Namen des Heiligen Ignatius von Loyola. Auf der Seite der Farna-Straße schloss sich an das Gotteshaus ein Gebäude aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an, das von 1923 bis 1939 das Stadtmuseum beherbergte. Die anderen drei Stadthäuser an der Südfassade waren zu dieser Zeit hohe, dreistöckige, geräumige Gebäude mit eklektischem Dekor und Wohn- und Dienstleistungscharakter. Ein Teil der Ausstattung der Jesuitenkirche ging an das Stadtmuseum, ein anderer Teil an die Altstädter Pfarrkirche und die Kirchen St. Vinzenz á Paulo und St. Antonius in Bydgoszcz. Darüber hinaus erhielt die Gemeinde Glocken und eine Orgel.

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1940, Abriss der Westfassade des Alten Marktes. Quelle: Staatsarchiv in Bydgoszcz

Die Westfassade des Alten Marktes ist heute die Fassade des Gebäudes des ehemaligen Jesuitenkollegs, das heute als Rathaus dient. Davor steht das Denkmal für den Kampf und das Martyrium von Bydgoszcz.

Seit mehreren Jahrzehnten ist das Sozialkomitee für den Wiederaufbau aktiv, das sich zum Ziel gesetzt hat, die historische Form der Westfassade des Alten Marktes wiederherzustellen. Die Umsetzung dieses Konzepts wird neben finanziellen Fragen und dem Fehlen eines klaren gesellschaftlichen Willens und einer kohärenten Vision durch die fehlende Zustimmung der römisch-katholischen Diözese Bydgoszcz sowohl für den Wiederaufbau der Kirche für sakrale Zwecke als auch für andere mögliche soziale oder kulturelle Zwecke behindert. Der Streit dauert bereits seit über 80 Jahren an.

Quelle: tygodnikbydgoski.pl, metropoliabydgoska.pl

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