In Danzig wurde ein neuer Friedhof für die Verteidiger der Westerplatte eröffnet. Er wurde vom Büro NM Architekci entworfen

In Gdańsk wurde am Ort der Kämpfe ein neuer Friedhof für die Verteidiger der Westerplatte eröffnet. Im Jahr 2019 wurden dort bei archäologischen Arbeiten die Überreste von Soldaten gefunden, deren Leichen 1939 auf unwürdige Weise bestattet worden waren. Sie ruhen in neuen Gräbern, deren Form im Rahmen eines Wettbewerbs für einen neuen Friedhof ausgewählt wurde. Das siegreiche Büro war NM Architects. Künftig wird er Teil des Museums Westerplatte und Krieg 1939 sein, das eine Außenstelle des Museums des Zweiten Weltkriegs in Danzig ist.

am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit der Beschießung der Westerplatte durch das Schlachtschiff Schleswig-Holstein. Trotz überwältigender feindlicher Kräfte dauerte die heldenhafte Verteidigung ganze sieben Tage. Dadurch wurde die Westerplatte zu einem Symbol für unbeugsamen Widerstand und übermenschliches Heldentum im nationalen Bewusstsein. Die Verteidigung der Westerplatte ist keine lokale oder nationale Geschichte, sondern eine europäische oder gar weltweite.

Westerplatte

Die sakrale religiöse Zone des Projekts umfasst den Friedhof der Verteidiger der Westerplatte mit den Gräbern der Gefallenen. Er ist ein Ort der Ehrfurcht und der säkularen Heldenverehrung. Die religiöse Zugehörigkeit wird nicht nur durch die christliche Symbolik auf den Grabsteinen, sondern auch durch das Kreuz des Kommandanten Dąbrowski unterstrichen. Es befindet sich am Ende der Achse des Friedhofs. Die staatlich-militärische Zugehörigkeit wird durch das zentral im Kreis angeordnete Virtuti-Militari-Kreuz betont. Die profane Zone ist der Platz des Appells. Er ist für historische und patriotische Veranstaltungen, für Zeremonien staatlicher und militärischer Art vorgesehen. Auf dem Appellplatz befinden sich ein Fahnenmast und eine Pufferzone – der Vordergrund mit den freigelegten Ruinen der Offiziersvilla und der Wache Nr. 5.

Die entworfene Straße ist eine Brücke zwischen der sakralen und der profanen Zone und bildet gleichzeitig die kompositorische Hauptachse. Die Straße hat an jedem Ende einen anderen Zweck. In der sakralen Zone ist sie der Friedhof für die Gefallenen, symbolisiert durch das Dąbrowski-Kreuz des Kommandanten. In der profanen Zone ist es der Appellplatz, auf dem sich die Lebenden versammeln. Der Friedhof der Verteidiger der Westerplatte ist auf einem kreisförmigen Grundriss angelegt. Um den horizontalen Weg herum sind in gleichen Abständen Grabsteine aufgestellt. Sie sind alle nach innen gerichtet. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass wir im Gegensatz zu den militärischen Rängen im Tod alle gleich sind. Die Betonebene des Weges schwebt leicht über dem Boden und macht deutlich, dass er ausschließlich zum Begehen bestimmt ist. Die durch einheimische Gräser und Bodendecker geschaffene natürliche Oberfläche bleibt intuitiv unzugänglich. Dieser Effekt wird durch eine dezente Beleuchtung unterhalb des Weges noch verstärkt. Der Rand des Weges ist mit einem Streifen aus Kupferblech versehen.

Westerplatte

Achtzehn vertikale Grabsteine sind gleichmäßig kreisförmig um den Weg angeordnet. Sie sind von ihm abgesetzt. Dies ist ein Symbol für die Distanz, die der Tod geschaffen hat. Die Vertikale ist ein Ausdruck des Erhabenen, ein Versuch, sich mit etwas Übermenschlichem zu vereinen. Sie symbolisiert den Weg zu einer Realität, die höher ist als der Mensch. Als Teil des Vordergrunds wurden die Überreste der nicht mehr existierenden Gebäude der Offiziersvilla und der Wache Nr. 5 authentifiziert. Dies ist ein wichtiger Ort, weil er ein wichtiges Element der Authentizität enthält. Was hier freigelegt wird, ist ein Zeuge der Geschichte, der mit seiner Strenge von der Tragödie vergangener Zeiten zeugt. In den Tagen rund um den Jahrestag der Verteidigung der Westerplatte werden die Relikte für ein Beleuchtungsspektakel genutzt. Bei dem vorgestellten Projekt wird großer Wert auf die Authentizität des Ortes und der Elemente, aus denen er sich zusammensetzt, gelegt. Es ist wichtig, alle authentischen historischen Schichten der Westerplatte zu respektieren, auch die zeitgenössischen. Auf dem Friedhof wurde heller Architekturbeton mit einer leicht rauen Oberfläche verwendet, im Vordergrund schwarzes Basaltsteinpflaster.

Die Gestaltung bewahrt den wertvollen Baumbestand. Um die Wege und Grabsteine herum wurde eine niedrige, immergrüne Bepflanzung angelegt. Die Stelle, an der die sterblichen Überreste der gefallenen Soldaten gefunden wurden, wird durch Rosen mit weißen Blüten hervorgehoben. Der Bombenkrater in der nordöstlichen Ecke der Wache Nr. 5 wurde mit natürlich aussehenden, wuchernden Büscheln von Ziergräsern akzentuiert.

An der Trauerfeier nahmen unter anderem der Präsident der Republik Polen Andrzej Duda, der stellvertretende Ministerpräsident Mariusz Błaszczak sowie Familien und Vertreter der begrabenen Soldaten teil. Die Trauerfeier fand in der Basilika der Heiligen Brygida in Danzig statt.

Fotos: Konrad Matulaniec

Fotos von der Drohne: Piotr Krajewski

Autoren:
NM architekci Tomasz Marciniewicz, Smolna-Straße 32/14, 00-375 Warschau

mgr inż. arch. Zuzanna Szpocińska

ing. arch. Tomasz Marciniewicz

dr inż. arch. Jerzy Grochulski

Generalunternehmer:
Budkon Sp. z o.o.

Investor:
MUZEUM II WOJNY ŚWIATOWEJ W GDAŃSK, WŁADYSŁAWA BARTOSZEWSKIEGO 1, 80-862 GDAŃSK

Grundstücksfläche: 5502m2

Fläche der Gebäude: 1104m2

Fertigstellung: 2022

Investitionskosten: ~£6,451,350.00

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